Interview mit Charlene Giesert (2. Vorsitzende)

Nach über einem halben Jahr im Amt, was nervt Dich am meisten an der Vorstandsarbeit?
Bei Stillstand werde ich schnell ungeduldig. Umso mehr freue ich mich, dass es jetzt sowohl auf dem Platz als auch in der Vorstandsarbeit wieder richtig los gehen kann.
Nachdem wir mit viel Motivation und Elan in die Vorstandsarbeit gestartet waren, wurden wir im März plötzlich und unerwartet durch die Corona-Krise ausgebremst. Das nervt natürlich.
Durch gemeinsame Online-Trainingseinheiten und verschiedene Dinge, die wir für die Vorstandsarbeit vorbereiten konnten, sind wir ganz gut durch die Pause gekommen. Allerdings mussten wir einige Projekte, zum Beispiel die Akquise neuer Jugend-Spielerinnen, erst einmal auf Eis legen.

Wofür genau bist du im Vorstand verantwortlich und was konntest du bereits bewegen?
In erster Linie geht es darum, gemeinsam mit Malou (1. Vorsitzende) den Überblick über alle laufenden und anstehenden Projekte zu behalten.
Darüber hinaus habe ich mich dem langfristigen Thema Förderung und Sponsoring angenommen. Hier haben wir erst letztens einen Trikotsatz durch die Teilnahme am #Vereinsgedanke-Fotowettbewerb der Debeka gewonnen.

Welche Themen stehen für die kommende Saison an? Gibt es konkrete Ziele?
Ein großes und wichtiges Thema ist unsere Jugendabteilung. Durch die Trainingspause und Schließung der Schulen und Jugendeinrichtungen während der Corona-Zeit war es schwierig, Nachwuchs für den Verein zu gewinnen. Wir starten mit zwei Jugend-Mannschaften (B-Mädchen und C-Mädchen) in die kommende Saison. Neben dem Erhalt dieser beiden Mannschaften soll in der nächsten Saison eine weitere, jüngere Mannschaft aufgebaut werden, sodass wir eine durchgehende Jugendabteilung in unserem Verein bieten können.
Ein weiterer Punkt ist das Thema Ausrüstung. Wir sind ein Verein mit tollem Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl und wollen das durch Trainingskleidung, Trainingsanzüge o.ä. nach außen zeigen. Hier sind wir bereits in Gesprächen und hoffen, möglichst bald im Moabiter Outfit auflaufen zu können.

Der Moabiter Vorstand ist fest in weiblicher Hand – siehst Du darin einen Vorteil für einen Frauensportverein?
Malou (1. Vorsitzende), Jule (Jugendleitung) und ich (2. Vorsitzende) sind aktive Spielerinnen der Damen-Mannschaften. Jule ist zudem Trainerin der B-Mädchen. So haben wir automatisch einen guten Draht und ein Gefühl für das, was im Verein gerade passiert. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil.
Auch in der Außenwirkung für neue Spielerinnen oder potenzielle Sponsoren machen weibliche Vorstandsmitglieder einen Frauenverein sicher authentischer.
Am Ende macht es immer eine gute Mischung aus. Auch unsere männlichen Vorstandsmitglieder Klaus (Finanzwart), Alex (Sportwart), Martin Meyer & Martin Pohlmann (beratende Mitglieder) möchte ich nicht missen.

Du bist selbst noch nicht ewig im Verein – was macht den Moabiter aus und warum engagierst Du Dich?
Das stimmt. Ich bin im Mai 2019 durch meinen Umzug nach Berlin zum Moabiter gekommen. Von Anfang an bin ich sowohl von meinen Mitspielerinnen als auch von den Trainern sehr offen und herzlich aufgenommen worden. Wir sind ein kleiner und sehr familiärer Verein, in dem es um mehr als nur das gemeinsame Fußballspielen geht.
Ich habe mich eigentlich schon immer in Kinder- und Jugend-Sportgruppen oder auch an der Uni auf unterschiedliche Arten ehrenamtlich engagiert. Als es dann im Dezember darum ging, einen neuen Vorstand zu wählen, wusste ich, dass wir in einem tollen Team zusammenarbeiten würden und in diesem kleinen Verein einiges bewegen können.  

Ihr habt in den letzten Monaten u.a. die Vereinswerte entwickelt. Wie werden diese konkret im Alltag des Vereins sichtbar?
Unsere Werte stammen direkt aus dem Verein. In der Jahreshauptversammlung im Dezember haben wir mit den anwesenden Mitgliedern Stichworte gesammelt, die für uns den Moabiter FSV ausmachen. Diese haben wir dann später nur noch ausformuliert.

Zu den Vereinswerten

Das sind alles Werte, die auch vorher schon im Verein gelebt wurden, auf die wir jetzt aber noch einmal besonders achten.
So wurde beispielsweise Martin Meyer zum Ehrenamtsbeauftragten des Vereins ernannt und wird sich künftig um die Anliegen unserer Ehrenamtlichen kümmern (Wertschätzung).
Anfang des Jahres haben wir unsere Werte von Vereinsmitgliedern in ihre erste oder zweite Muttersprache übersetzen lassen und auf unserer Instagram-Seite präsentiert. Hiermit wollten wir noch einmal ein Zeichen setzen, dass bei uns jede Person, unabhängig von Herkunft, Religion oder Sexualität willkommen ist (Diversität und Toleranz).
Und last but not least ist mir der Wert Kommunikation besonders wichtig. Ich bemühe mich, nicht nur den Kontakt zum Vorstandsteam und den Damen-Spielerinnen und -Trainern zu halten, sondern auch zu unserer Jugendabteilung. Vor der Corona-Pause war ich beim Training der B-Mädchen sowie bei zwei Spielen der D-Mädchen. Erst letztens haben wir einen Elternabend veranstaltet, um mit TrainerInnen, Eltern und Spielerinnen die kommende Saison zu besprechen. Ich finde es wichtig, dass wir als Vorstand die Stimmungen und Interessen im Verein mitbekommen und hier stets ein offenes Ohr haben. 

Du erlebst den Verein als Spielerin und als Führungsperson. Merkst Du, dass im Team mittlerweile alle aus Respekt vor Dir zusammenzucken, wenn Du etwas sagst?
Natürlich. Endlich muss ich meine Trainingsklamotten nicht mehr selbst waschen, meine Schnürsenkel nicht mehr eigenhändig binden und bekomme vor und nach dem Training Getränke und Snacks serviert.
Nein, bei uns im Verein ist es normal, dass mehrere Personen aus der Mannschaft Verantwortung übernehmen. Da sticht man nicht heraus und das ist auch gut so.

Der Moabiter gilt als Team voller Studentinnen aus ganz Deutschland. Wie empfindest Du dieses Phänomen? Ist die große Fluktuation ein Problem?
Das ist Fluch und Segen zugleich. In unseren Damenmannschaften haben wir nur sehr wenige gebürtige Berlinerinnen. Da ist es nur verständlich, dass Spielerinnen am Wochenende mal in die Heimat fahren um ihre Familien zu besuchen oder Berlin für Auslandsaufenthalte oder den ersten Job wieder verlassen. Wir haben keine Stammmannschaft, die seit Jahren jeden Sonntag auf dem Platz steht. Das bringt eine gewisse Unruhe und einen Mangel an Planbarkeit mit sich.
Andererseits sehe ich in der großen Fluktuation auch viele Chancen, die wir für unseren Verein nutzen können. Jede neue Spielerin bringt neue Impulse und Ideen, sodass die Mannschaft nie auf der Stelle tritt. Wir befinden uns durchgehend in einem Prozess der Änderung und Weiterentwicklung. Dadurch sind sowohl Mannschaft als auch Trainer stets offen für neue Ideen und Konzepte. Und mit jeder neuen Spielerin zeigt sich aufs Neue die Moabiter Offenheit und Herzlichkeit, mit der man selbstverständlich bei uns aufgenommen wird.

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