Spiele gegen Hansa 07 sind immer Höhepunkte der Saison, stellen sie doch zumeist einen wichtigen Gradmesser für die Landesliga dar. In den vergangenen Begegnungen war Moabit mehrfach nah dran an drei Punkten, konnte sich jedoch seit 2018 nicht mehr über einen Sieg freuen.
Lindanalda dreht das Spiel
Bei wunderbar sonnig-kaltem Wetter sollte auf der Wrangelritze dieses Mal das Glück erzwungen werden, zumal die Niederlage im Hinspiel (0:2) für alle Seiten eher unerklärlich war. Die ersten Spielminuten gehörten jedoch dem Heimteam, das sichtlich motiviert hoch attackierte und Ballverluste auf Moabiter Seite erzwang. Der kleine Platz in Kreuzberg ist so oft schon als Falle für den Spielaufbau zugeschnappt, sodass auch Moabit frühzeitiges Angreifen am gegnerischen 16er auf der Agenda hatte.
Bereits nach zwei Minuten hatte Moabit großes Glück, dass Michelles Handspiel im eigenen Strafraum nicht geahndet wurde und der Elfmeterpfiff ausblieb. Sieben Minuten später war das Schützinnenfest dann aber eröffnet, per Bogenlampe vom Strafraumeck landete der Ball ohne große Moabiter Gegenwehr im kurzen Eck. Nachdem die Ecke leichtfertig zugelassen wurde, schlief die Hintermannschaft auch beim Standard, der recht zügig ausgeführt zu besagter Erleuchtung auf Hansaseite führte.
Doch lange ließen die Ladies in Black ihre Köpfe nicht hängen: Michelle setzte sich auf rechts durch und fand mit ihrer Hereingabe Fine am kurzen Eck. Die spielte einen Doppelpass mit der Keeperin, indem sie die Direktabnahme der Hereingabe zunächst geschickt auf die Keeperin zielte und den Nachschuss dann zum Ausgleich verwandelte (14.). Unübersehbar auf beiden Seiten die hohe Intensität, aktive Zweikampfführung und hohe Laufbereitschaft. Hansa gehörte klar die Anfangsphase, während Moabit sukzessive ins Spiel kam. Die Einwechslung von Lea auf der rechten Abwehrposition wirkte sich weiter günstig aus, da sie sofort ins Spiel fand und im Spielaufbau recht rustikale aber effektive Lösungen finden konnte. Hanyah musste angeschlagen vom Platz, fand aber im zweiten Durchgang ins Spiel zurück. Wenige Minuten vor der Pause ging dann ein Raunen durchs weite Rund, denn Linda schritt zum Freistoß. Vergleiche mit einem Großen des internationalen Fußballs wurden laut, als sie drei Schritte Anlauf nahm, jeder länger als der vorherige. Aus knapp 30m zimmerte sie das sichtlich erschrockene Spielgerät dann in Richtung Tor und auch Hansas Keeperin war der Ball nicht ganz geheuer. Der Schuss war sicher haltbar, das störte in dem Moment aber keine Moabiene. Mit der Führung sollte es dann in die Pau… nein. Ligatoptorschützin Sophie Duschl behielt einen kühlen Kopf und netzte nach einer erneuten Ecke seelenruhig vom Fünfer per Kopfball ein (40.).
In der Halbzeitpause gab es dann vom Trainer:innen-Team keine großen Worte, da der Spielverlauf zwar chaotisch, das Spiel selbst aber durchaus gelungen war. “Unser Team hat nach dem Druck der ersten Minuten Stück für Stück Wege in die andere Hälfte gefunden, gut kommuniziert und spielerisch zu gefallen gewusst. Was sollen wir da noch reinquatschen?”, erläuterte Trainer Martin die schweigsame Pause.
Spannung bis zum Schluss
Im zweiten Durchgang zeigte sich ein gereiftes Moabiter Team, das noch mehr den Ball laufen und Angriffe in Richtung Hansa-Kasten entstehen ließ. Von einer überlegenen Leistung ist nicht unbedingt zu sprechen, von einem in der Luft liegenden Tor schon eher. In der Zentrale funktionierte das Zusammenspiel zwischen Jana auf der Sechs sowie Lio und Lisi davor sehr gut und viele Ballgewinne waren die Folge. Es fehlte etwas der letzte Punch am Flügel, wenngleich Michelle und Fine zu überzeugen wussten. Insbesondere Erstgenannte hätte zum Pechvogel des Spiels werden können (Handelfmeter…), machte aber anschließend ein bärenstarkes Spiel und sollte noch entscheidend Einfluss nehmen.
In Minute Sechzig dann aber wieder Hansa, wieder Gestocher, wieder unübersichtlich – 3:2 aus und bei sehr heiterem Himmel. Warum wieder? Weil es immer so ist gegen Hansa. Hoher Einsatz, enge Duelle und Tore, die so eher selten fallen. Die Videoanalyse wird mehr Licht ins Dunkle bringen.
Und dann? Ja, dann kam Michelle. Angespielt auf rechts entdeckte sie plötzlich ihre Sprintqualitäten, zog in die Box und zielte hoch aufs kurze Eck. Der Ball springt an die Latte, wieder Gestocher, wieder unübersichtlich – 3:3. Julia O., die zehn Minuten vorher eingewechselt worden war, gelangte ans Leder und schoss es humorlos unter die Latte (79.). Riesiger Jubel, große Erleichterung und bei aller Euphorie doch etwas Enttäuschung über zwei eher verlorene Punkte. Was will man mehr?
Fazit
Sollte Hansa aufsteigen, fehlt ein wirklich tolles Team der Liga, das sich über Jahre diesen Erfolg aber verdient haben würde. Das Duell bestes Heimteam gegen bestes Auswärtsteam hielt, was es versprach!