Schiris pfeifen Spiele. Ohne Schiris kein Spiel. Diese ziemlich einfachen Aussagen zeigen die Oberfläche, aber wenig über die Hintergründe. Wie werde ich Schiri? Was bedeutet es eigentlich, die Spielleitung im Jugend- oder Erwachsenenbereich zu übernehmen? Macht das überhaupt Spaß?
Gefragt haben wir all das unsere Schiedsrichterinnen Michelle und Hanyah, die sich seit einiger Zeit neben ihrem Engagement als Spielerin auch als Schiedsrichterin unseres Vereins in den Berliner Fußball einbringen. In drei Teilen berichten sie von ihrem Weg.
Frage: Welche Eigenschaften zeichnen Dich als Schiedsrichterin besonders aus?
Michelle: Ich kann meine Entscheidungen gut rüberbringen und trete selbstbewusst auf dem Platz auf. Ich denke, dass das besonders bei den Jungs sehr wichtig ist.
Hanyah: Ich bewahre Ruhe und versuche, meine Entscheidungen auch mal mit einem freundlichen Lächeln mitzuteilen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie weit man kommt, wenn man bestimmend, aber freundlich reagiert. Meistens bekommt man sogar ein Lächeln zurückgeschenkt.
Frage: Gab es bisher unangenehme Momente für Dich als Schiedsrichterin?
Hanyah: Meine erste Rudelbildung, die ich schlichten musste. Aber auch hier habe ich das angewandt, was ich in der Schulung gelernt habe. Präsenz zeigen, Ruhe bewahren, sich etwas aus dem Geschehen zurückziehen und alles notieren, um danach die Strafen auszuteilen. Somit ist es rückblickend nichts allzu Aufregendes gewesen.
Michelle: Mein erstes Großfeldspiel war recht unangenehm, weil der Trainer der Heimmannschaft sich das ganze Spiel über jede Entscheidung von mir aufgeregt hat. Damals hatte er Glück und ich habe ihn nicht verwarnt, heute würde ich diese Situation sicher anders angehen. Jedoch habe ich gemerkt, dass nur wenige Trainer so auftreten und die meisten doch sehr ruhig am Seitenrand stehen.
Frage: Du darfs Dir eine Regeländerung wünschen – welche wäre das und warum?
Hanyah: Die Einwurf-Regel, dass der Wurf über dem Kopf abgeschlossen sein muss. Es entsteht kein Nachteil, wenn der Ball anders geworfen wird, im Gegenteil.
Michelle: Eine konkrete Regel fällt mich nicht ein, aber ich finde, dass die Trainer:innen, vor allem in der Jugend, sofort verwarnt werden sollten, wenn sie das geringste zu den Schiedsrichter:innen sagen. Oft pfeifen in der Jugend junge Schiedsrichter:innen, die erst angefangen haben und diese sollten vor jeglichen Kommentaren geschützt werden während des Spiels. Außerdem ist der Trainer bzw. die Trainerin immer eine Vorbildfunktion und wenn schon von der Trainer:innenbank dauernt Kommentare über den Schiri kommen, dann ist es auch nicht verwunderlich, dass die Spieler das gleiche Verhalten auf dem Platz haben.
Frage: Hand aufs Herz – wirst Du dem Fußball eher am Ball oder eher an der Pfeife auf Dauer erhalten bleiben?
Hanyah: Solange ich spielen kann, werde ich eher am Ball die Murmel rollen sehen.
Michelle: Ich denke auch, dass ich in den nächsten Jahren vor allem als Spielerin aktiv sein werde, wenn ich weiterhin verletzungsfrei bleibe. Ich kann mir aber vorstellen, dass ich in ferner Zukunft, wenn ich selbst nicht mehr spielen kann, auch weiterhin pfeifen werden. Jedoch stehe ich auch noch als Trainerin auf dem Platz und es wird sich zeigen, welche Rolle ich in Zukunft annehmen möchte und was noch auf mich zu kommt.
Frage: Du hast jetzt noch die Chance einen Appell an alle Fußballer:innen zu senden: was möchtest Du gerne loswerden?
Michelle: Die Schiedsrichter:innen sind genauso Amateure wie die Spieler:innen auf dem Platz, daher werden wir auch, genauso wie die Spieler:innen, Fehler machen. Wir haben meistens keine Assistent:innen und schon gar keinen Videobeweis, der uns hilft. Ohne Schiedsrichter:innen könnte kein Ligabetrieb stattfinden, daher ist es absolut nicht vertretbar Schiedsrichter:innen anzumeckern, zu beschimpfen oder im schlimmsten Fall sogar physisch anzugreifen. Am Ende gehen wir alle nur einem Hobby nach, manche können es besser als andere, jedoch sollte jede Person immer respektvoll behandelt werden.
Hanyah: Schiedsrichtern ist auch nur ein Hobby. Unterstützt uns dabei, dass es auch uns möglichst immer Spaß macht.