Interview mit Felizitas Schlechta

Erzähl uns bitte, wie Du zum Fußball gekommen bist und wieso Du zusätzlich zu Deinen Aufgaben als Spielerin und Trainerin auch noch das Schiedsrichterwesen für Dich entdeckt hast.

Ich habe mit Fußball im Jahr 2010 angefangen, da bin ich gerade 10 Jahre alt geworden. Zuvor war ich in einem Schwimmteam, dort war jedoch der Konkurrenzkampf sehr hoch und ich habe gemerkt, dass eine Teamsportart eher etwas für mich ist. Da ich schon mit meinem Bruder und meinem Vater immer auf dem Bolzplatz Fußball gespielt habe, entschloss ich mich mit Fußball anzufangen.
Dass ich auch noch Trainerin und Schiedsrichterin bin, ist eher mehreren Zufällen geschuldet. Ich habe mich aufgrund eines Angebots auf der BFV-Seite für einen Junior-Coach Lehrgang entschieden, hatte aber eigentlich nicht vor direkt eine Mannschaft zu übernehmen. Dann sprach mich aber Andreas Weiß bei einem Testspiel gegen Berolina Mitte an, ob ich nicht mit ihm zusammen die E-Juniorinnen von Bero trainieren möchte. Nach reichlicher Überlegung und mehreren Versuchen von Andreas nahm ich sein Angebot an. Ich bin jetzt schon über drei Saisons bei Bero und trainiere mit ihm und einem weiteren Kollegen die E1 und E2. Ein weiterer Zufall war auch die Entscheidung am Schiedsrichter Lehrgang teilzunehmen. Dank meiner Junior-Coach-Lizenz und meinem DFB-Net-Zugang durch meine Trainer Tätigkeiten bekomme ich oft eine Übersicht für die nächstmöglichen Lehrgänge, an denen man teilnehmen kann (bsp. C-Lizenz) und über den Zugang kann man sich dann auch sofort anmelden. Ich hatte damals vor nachzuschauen, wann es die nächsten Termine zur C-Lizenz gibt und sah stattdessen den nächsten Termin für den Schiedsrichterehrgang, wo nur noch ein Platz frei war. Da der Termin für mich passte, entschied ich mich spontan am Lehrgang teilzunehmen. Somit war es eher eine Zufallskonstrukt, dass ich jetzt sowohl Spielerin, Trainerin und Schiedsrichterin bin.

Du bist zeitgleich in zwei Vereinen aktiv – gibt es da Probleme beim Zeitmanagement oder kritische Blicke?

Natürlich ist das nie gerne gesehen, wenn man in zwei Vereinen tätig ist, jedoch war es nie eine Option für mich, mich für einen Verein zu entscheiden. Zum Zeitpunkt wo ich angefangen habe zu trainieren gab es keine wirkliche Jugend Mannschaft bei Moabit wo man als Trainerin hätte anfangen können. Es war dem Moabiter FSV aber zugleich bewusst, dass ich schon vor einem Jahr die Junior-Coach Ausbildung genossen habe und es somit nur eine Frage der Zeit war, dass ich eine Mannschaft übernehme. Da ich aber vom Moabiter FSV kein wirkliches Angebot bekommen habe, fiel mir die Entscheidung zu Bero zu gehen, nicht schwer. Zudem ist es zwar schwierig mit dem Zeitmanagement aber nicht problematisch. Die Trainingszeit ist anderes, sodass ich 4-Mal die Woche Training und da ich zwei Kollegen habe muss ich auch nicht immer am Wochenende dabei sein, somit habe ich genug Zeit alles unter einen Hut zu bringen.

Schiedsrichter/-innen genießen immer dann besondere Wertschätzung, wenn das Spiel gewonnen wurde, oder? Wie nimmst Du Deine Rolle auf dem Platz wahr?

Meistens genießt man keine wirkliche Wertschätzung der Mannschaften, bei jedem Spiel ist mindestens eine Mannschaft unzufrieden, damit muss man sich einfach abfinden. Umso besser ist es, wenn ein Spieler zu einem kommt und obwohl seine Mannschaft verloren hat, die Leistung von einem lobt. Meine Rolle als Schiedsrichter bedeutet für mich eher im Hintergrund zu stehen und ausschließlich die Partie regelkonform zu leiten. Wichtig ist, dass die Mannschaften im Vordergrund stehen. Eine ideale Leistung eines Schiedsrichters ist, wenn er am Ende des Spieles zwar bemerkt wurde, aber den Spielverlauf nicht nennenswert verändert hat.

Du pfeifst erfolgreich Spiele im Männerbereich. Dabei musst Du Dich gegenüber älteren und sicher nicht immer vorurteilsfreien Spielern behaupten, oder? Wie verschaffst Du Dir den nötigen Respekt?

Indem man Sicherheit in seinen Entscheidungen ausstrahlt und somit auch klare Entscheidungen trifft. Jedem Spieler, der mich vor einem Spiel eher kritisch beäugt hat ist aufgefallen, dass ich dafür verantwortlich bin wie lange er auf dem Platz bleibt und solange man ihm das klar macht, hat man meistens auch keine Probleme mit den Spielern.

Beim Moabiter FSV bist Du Obfrau für den Schiedsrichterbereich. Wie sehen Deine Planungen aus, damit künftig weitere Schiedsrichter/-innen aktiv werden?

Ich hoffe jüngeren Spielerinnen vom Moabiter FSV zeigen zu können, wie interessant das Schiedsrichterwesen sein kann, auch für Frauen und Mädchen. Dazu benötigt man einerseits eine generelle Aufklärung was diesen Job ausmacht, aber natürlich müssen auch Angebote vom BFV geschaffen werden, die Anreizeschaffen. Ich hoffe, dass durch die Ankündigung die Spesen zu erhöhen vielleicht mehr junge Jugendliche Interesse zeigen, Schiedsrichter zu werden.

Zuletzt durftest Du das Viertelfinale zwischen dem SC Staaken und Türkiyemspor Berlin als Schiedsrichterassistentin begleiten. War das Dein Highlight-Spiel bisher? Welche Ziele hast Du für die Zukunft?

Nein das war nicht mein Highlight-Spiel, ich hatte schon viele Berlin- Liga Begegnungen, im Frauen Bereich. Mein Highlight war das Pokal Finale der B-Juniorinnen, dass ich vorheriges Jahr im Poststadion leiten durfte. Wirkliche Ziele habe ich nicht, ich wünsche mir einfach in den nächsten Jahren weiter aufzusteigen und dann sieht man ja was sich ergibt.

Als Spielerin bist Du als Vize-Kapitänin die eine Anführerin im Frauenteam, als Schiedsrichterin nicht nur von Amtswegen eine Autorität. Liegt es Dir, Führungsverantwortung zu übernehmen?

Naja irgendeinen Grund muss es ja geben, warum ich zur Vize-Kapitänin gewählt wurde. Anscheinend kann ich gut mit Führungspositionen umgehen, jedoch ist es eine ganz andere Leistung Kapitänin für ein Team- oder Schiedsrichterin zu sein. Als Schiedsrichterin ist es wichtig, dass egal welche Entscheidung du triffst sie so aussieht als wäre sie richtig, egal ob man sich selber fragt ob das wirklich die richtige Entscheidung war. Dort stehst du auf dem Platz und bist meistens ganz allein, klar muss man da Autorität zeigen, aber man steht für seine Entscheidung ein. Als Kapitänin steht man jedoch für die Mannschaft, da ist wird die Entscheidung getroffen, die für das Team am besten ist und nicht für sich selbst. Als Kapitänin musst du Verantwortung für dein Team übernehmen, selbst wenn man manchmal nicht dahintersteht.

Vielen Dank für Deine Zeit und weiterhin viel Erfolg, Feli!

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