Nach dem kämpferischen Pokalspiel gegen Stern 1900 traf der Moabiter FSV am Wochenende auf den SCC, Quasi-Aufsteigerinnen in die Landesliga und direkt im oberen Drittel der Tabelle heimisch geworden. Das Team von Daniel Kübler ging somit favorisiert in die Partie. Ungeachtet dessen erwischte das Heimteam im Poststadion den besseren Start und legte nach wenigen Momenten los wie die Feuerwehr. Ein schneller Angriff über die flinke Jana hätte bereits kurz nach Anpfiff die Führung für Moabit bescheren müssen, doch der Nikolaus kommt bekanntlich erst zum 6. Dezember vorbei… der schwache Abschluss kam auf die Keeperin und die nahm das Geschenk gerne an.
Auch in der weiteren Folge hatte Moabit weitere Möglichkeiten über rechts, denn Jana brach noch ein, zwei Mal durch, konnte den letzten Platz aber nicht zur Mitspielerin bringen. Nach einer halben Stunde trug sich dann auch Jule in die Liste der vergebenen Chancen ein und setzte einen Flachschuss nach Vorlage von Michelle knapp links vorbei. Was anschließend folgte, waren entscheidende Momente, die das Spiel nachhaltig prägen sollten. Zunächst wechselte der SCC Rebekka Frank ein, die dem Spiel der Gäste Ruhe bescherte und in der zweiten Hälfte das Moabiter Spiel merklich hemmte. Fast aus dem Nichts fasste sich Jana dann kurz vor der Pause doch nochmal ein Herz, setzte zum Sprint an, umkurvte-rannte-prallte-ab-schlitterte-überwand die Torhüterin und schob den Ball aus spitzem Winkel zur Führung ein – riesiger Moabiter Jubel (42.) nach den zuvor vergeben Chancen.
Sollte man meinen, dass das Tor zum psychologisch wichtigen Zeitpunkt gefallen sei, belehrte einen der SCC eines besseren. Gegenzug, Ecke, Kopfball – 1:1 (44.).
Nach der Pause entwickelte sich dann eine gewisse Lethargie im Moabiter Spiel. Der Gegentreffer schien Wirkung gezeigt zu haben, das eigene Mittelfeld offenbarte große Lücken und im Spielaufbau schlichen sich kleine aber wirkungsvolle Fehler ein. Dennoch landete ein Distanzschuss von Hanyah an der Latte – ein Weckruf? Leider wieder eher für den SCC, der sich in der Folge im Moabiter Abwehrdrittel festsetzen konnte und das Spiel in die Hand nahm. Wie schon gegen Askania und Stern war ein merklicher Spannungsabfall zu spüren und Moabit ging etwas die Puste aus. Die hohe Belastung der letzten Wochen scheint sich nun zu rächen und die letzten Prozentpunkte fehlen in entscheidenden Momenten. Innerhalb von vier Minuten (70./74.) Minuten netzt der SCC zweimal, auch begünstigt durch etwas zu sorgloses Spiel im Moabiter Aufbau.
Zum einen fehlte es in Halbzeit zwei an Entlastung, da sich das Team zunehmend in zwei Teile splittete. Die Abwehr verteidigte, der Angriff stürmte. Da beides aber weitestgehend unabhängig voneinander geschah, taten sich schwer zu bespielende Lücken in den eigenen Reihen auf, kleine Lösungen wurden gesucht statt klare Befreiungsschläge unter Druck. Glücklicherweise konnte Linda nochmal zu einem Konter antreten und zum 2:3 verkürzen (83.), doch so richtig verdient wäre der Ausgleich anschließend auch nicht mehr gewesen. Moabit geht damit als Verliererin vom Platz und muss Federn lassen zur Spitzengruppe. Zu dieser gehört weiterhin der SCC – Glückwunsch nach Charlottenburg!
Fazit: für die vorderen Plätze reicht es noch nicht, da im Offensivspiel – beginnend beim Spielaufbau bis hin zum Herausspielen von Chancen – zu viel Einzelleistung erforderlich ist, um erfolgreich zu sein. An Tagen wie diesen, wenn nicht alle Spielerinnen die vollen 100% ausschöpfen können, treten diese Mangel deutlicher zum Vorschein. Ungeachtet dessen zeigte der SCC-Jubel nach Abpfiff, welche Erleichterung durch das Team ging, denn bei allen Fehlern: Moabit ist kein leichter Gegner und kann alle Teams der Liga schlagen, wenn nicht die Fahrradkette wäre…